ULaaDS (Urban Logistics as an on-Demand Service) ist ein von der EU finanziertes Projekt, das vor zwei Jahren startete, um ausgewählte europäische Städte durch die Verlagerung von Logistikaktivitäten und Anpassung des Materialflusses nachhaltiger zu machen. Das Projekt wurde von einem Konsortium entwickelt, das sich aus 24 Unternehmen aus verschiedenen Branchen zusammensetzt und dem Miebach Consulting für den Bereich Logistikberatung angehört.
Das Städtelogistikprojekt basiert auf sieben Geschäftsmodellen und -systemen, die in Bremen, Groningen und Mechelen erprobt und auf andere Satellitenstädte (Alba Iulia, Bergen, Edinburgh und Rom) übertragen wurden. Bislang sind mehrere dieser Pilotprojekte angelaufen.
Bremen
In dieser Stadt wurden zwei Pilotprojekte initiiert:
- Containerisierung der letzten Meile: Diese Initiative zielt darauf ab, den Einsatz von Lieferwagen auf der letzten Meile zu vermeiden. Sie besteht darin, Pakete an drei Mikrohubs an verschiedenen Punkten in der Stadt auszuliefern und von dort aus mit Lastenfahrrädern an die Kunden zu liefern, was normalerweise mit einem Lieferwagen geschehen würde. Die Fahrräder sind mit Containern ausgestattet, so dass sie palettengroße Container aufnehmen und direkt ausliefern können. Dadurch verringert sich die Umschlagzeit in den Mikrohubs.
- Ersatz von Privatfahrzeugen durch Lastenfahrräder: Das zweite Pilotprojekt zielt auf die "private Mikrologistik" ab, um den Bürgern die Nutzung von Lastenfahrrädern für den Transport von Gütern zu erleichtern, ohne dass sie dafür ihr Privatfahrzeug benutzen müssen. Die Lastenfahrräder können bei den teilnehmenden Host- und Partnerstationen kostenlos reserviert und gemietet werden, und sie können 24 Stunden lang genutzt werden.
Groningen
Die niederländische Stadt Groningen, die ihr historisches Zentrum bis 2025 in eine Null-Emissions-Zone für den Logistikverkehr verwandeln will, hat zwei ULaaDS-Pilotversuche durchgeführt:
- Gemeinsam genutzte saubere Fahrzeuge: In Zusammenarbeit mit dem Unternehmenskonsortium Groningen City Club und einer Autovermietung werden Geschäftsinhabern im historischen Stadtzentrum emissionsfreie Fahrzeuge ohne zusätzliche Kosten zur Miete angeboten: elektrische Lieferwagen, verschiedene Modelle von Lastenfahrrädern und ein City Carver (Hybrid zwischen Motorrad und Auto, siehe Bild). Diese Fahrzeugflotte steht für die Auslieferung von Waren oder für die Rückwärtslogistik zu den Geschäften zur Verfügung. Der Pilotversuch ist gestartet und läuft sechs Monate. Mit Hilfe des Reservierungssystems und der GPS-Daten werden die Dauer und die Zeiten der Nutzung analysiert, und durch Umfragen bei den Nutzern werden deren Zufriedenheit und die Gründe für die Nutzung ermittelt. Die Auswertung dieser Daten wird zeigen, ob die Lösung die Art der Warenlieferungen im Stadtzentrum verändern kann.
- Multimodale Drehscheibe: Das zweite Pilotprojekt besteht in der Schaffung eines Drehkreuzes am Stadtrand, das Paketschließfächer oder Schließfächer für die Abholung von Paketen, Park & Ride-Plätze (Parkplatz und Anschlussstelle an den öffentlichen Verkehr) und Bike-Sharing-Stationen integriert. Die angebotenen Dienstleistungen können durch Gepäckaufbewahrungsräume, Cafeterias usw. erweitert werden. Die Paketschließfächer werden in Betrieb genommen, sobald die letzten Sicherheits- und Überwachungsfragen geklärt sind.
Mechelen
In dieser belgischen Stadt, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Logistikemissionen in der Stadt bis 2030 auf Null zu reduzieren, finden zwei der ULaaDS-Pilotprojekte statt:
- Cargo-Hitching: Dies ist das erste autonome Fahrzeug, das im öffentlichen Raum verkehrt und den Transport von Personen und Gütern kombiniert. Dieses Fahrzeug kann bis zu acht Personen befördern und verfügt über sechs Abteile unterschiedlicher Größe, in denen die zu liefernden Pakete untergebracht werden. Obwohl es sich um einen Pilotversuch von kurzer Dauer handelt (2 Monate und der erste, um die sichere Beförderung von Fahrgästen zu gewährleisten), war die Reaktion der Nutzer positiv. Insgesamt haben 300 Personen den Dienst als Transportmittel genutzt, und es wurden 26 Reservierungen für die Paketfächer vorgenommen. Die Lösung kann als kombiniertes und kooperatives Geschäftsmodell zwischen öffentlichem Verkehr und Paketdienst funktionieren, insbesondere in abgelegeneren Gebieten.
- Kollaborative Plattform zur Organisation der ersten Meile mit Lastenfahrrädern: Dieses Pilotprojekt wurde aufgrund der Komplexität, die sich aus der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen beteiligten Parteien (kleine und mittlere Unternehmen und 3PL) ergibt, noch nicht realisiert.
Das ULaaDS-Konsortium ist jedoch der Ansicht, dass sich daraus bereits zwei wertvolle Erkenntnisse ableiten lassen: dass Sharing-Economy-Konzepte noch nicht ausgereift genug sind, um in der Praxis umgesetzt zu werden, und dass die Zusammenarbeit zwischen direkten Wettbewerbern in der städtischen Logistik schwierig ist, weil sie befürchten, Kunden an den jeweils anderen zu verlieren.
Nächste Schritte
Das Projektteam wird sich auf die Datenerhebung konzentrieren, um sowohl quantitative als auch qualitative Auswertungen der einzelnen Pilotversuche durchzuführen. Anhand von Umfragen und Datenerhebungen sollen die Auswirkungen auf die Logistik- und Verkehrseffizienz, die Flächennutzung sowie die ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen analysiert werden.